Hagia Sophia- einst Gotteshaus, heute Museum
Als Kaiser Justinian im Jahr 537 die von ihm in Auftrag gegebene Palastkirche Hagia Sophia erstmals in voller Pracht erlebte, rief er Überlieferungen zufolge „Salomon, ich habe dich übertroffen!“ Gemeint ist König Salomon, der den Jerusalemer Tempel erbaut haben soll – so steht es zumindest in der Bibel. Kaiser Justinian bezog sich mit seinem Ausruf wohl nicht nur auf die Ausmaße des Bauwerks, der Kaiser wird sich durchaus bewusst gewesen sein, dass er mit dieser Kuppelbasilika neue Maßstäbe in der Architektur setzte. Noch heute gilt die Hagia Sophia als eines der bedeutendsten Bauwerke der Spätantike.
Architektur der Hagia Sophia
Skeptiker mögen nun denken, dass angesichts imposanter historischer Bauwerke schnell die verschiedensten Superlative bemüht werden. Bei diesem architektonischen Meisterwerk bleibt einem allerdings auch nichts anderes übrig, denn die Sophienkirche ist gigantisch – und zwar von innen ebenso, wie von außen. Umso erstaunlicher ist es, dass der Bau des Gotteshauses in nur fünf Jahren abgeschlossen war. Den Mittelpunkt bildet ein Sakralraum, der von zwei Seitenschiffen flankiert wird. Über dem Sakralraum thront eine riesige Flachkuppel, die so raffiniert konstruiert ist, dass sie zu schweben scheint. Die Kuppel wird an vielen Stellen vom einfallenden Sonnelicht durchbrochen, das sich auf den von Mosaiken verzierten Wänden bricht und im Innenraum zu einer mystischen Beleuchtung führt. Das ist durchaus erwünscht, denn dieses geheimnisvolle Licht soll die Anwesenheit Gottes demonstrieren.
Geschichte zwischen Kirche und Moschee
Die Hagia Sophia erlebte eine wechselvolle Geschichte. Im alten Byzanz war sie nicht nur die Hauptkirche und somit der zentrale Punkt der orthodoxen Glaubensausübung, sondern auch der Ort, an dem die Kaiser des Reichs gekrönt wurden. Als die Osmanen das Byzantinische Reich zerschlugen, machten sie im Jahr 1453 aus der christlich-orthodoxe Kirche ihre Hauptmoschee. Die prächtigen Mosaiken aus byzantinischer Hand, auf denen unter anderem eine Christusdarstellung zu sehen ist, wurden zerstört oder mit einer dicken Gipsschicht überzogen und auch sonst wurde im Inneren alles entfernt, was an die Vorgeschichte erinnerte. Als äußeres Zeichen des Wandels wurden vier Minarette gebaut, die die Hagia Sophia fortan flankierten. Seit dem Jahr 1935 beherbergt das Bauwerk ein Museum, welches unter der Herrschaft Präsident Atatürks eröffnet wurde. Die Hauptmoschee Istanbuls ist seit diesem Tag die Sultan-Ahmed-Moschee (Blaue Moschee).